Am 21. November fand im Münchner Backstage zum 9. Mal das beliebte Mittelalter-Folk-Rock-Metal-Festival „Tanzt!“ statt. Und jedes Jahr kann es mit neuen Superlativen aufwarten, größer, besser, schöner 🙂 Von weit her angereiste Fans feierten ihre Bands ausgiebig und waren hinterher eindeutig der Meinung, dass sich jeder Weg nach München gelohnt hat. Und auch den schlechten Ruf des Münchner Konzert-Publikums konnte das Tanzt-Volk widerlegen, es herrschte von Anfang an eine super Stimmung! Lediglich die lange Warteschlange bei Kassen-Öffnung zum Umtausch der „Print-at-home“-Tickets wurde bemängelt, denn dadurch kamen einige Fans nicht mehr rechtzeitig zum Beginn in das ausverkaufte Werk rein.
The Privateer (30 Min.) -> www.theprivateer.de
Angekündigt als härtester Opener eines Tanzt-Festivals überhaupt, legten die Freiburger Piraten von Anfang an ein gutes Tempo vor. Mit einer Mischung aus klassischem Heavy-Metal, modernem Death- und ein wenig Power-Metal, ergänzt durch ein Fass Rum und dem Duft der See, hat es die Truppe um Front-Mann Pablo Heist geschafft, ihren ganz eigenen Sound zu kreieren. Inhaltlich dreht sich bei der 2007 gegründeten Band alles um Piraten- und sonstige maritime Themen.
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Ingrimm (40 Min.) -> www.ingrimm.com
Auch die Regensburger Mittelalter-Rocker von Ingrimm klangen heute noch härter als sonst. Das mag vielleicht daran gelegen haben, dass die Band bedingt durch eine Verletzung auf ihre weibliche Unterstützung an der Geige verzichten musste. Also waren die Jungs unter sich und holten alles raus, was an brachialem Rock zwischen Drehleier, Dudelsack und Gitarre rauszuholen war. Und das sehr zum Gefallen des Publikums….
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Cultus Ferox (50 Min.) -> www.cultusferox.com
Die Berliner Mittelalter-Punk-Rocker haben vor wenige Wochen ihre neue CD „Nette Jungs“ herausgebracht, aus der sie uns heute ein paar Songs präsentieren durften. Ich bin seit vielen Jahren ein Fan der Truppe und habe mit Freude die Entwicklung vom reinen Markt-Gedudel zur rockigen Punk-Band gesehen.
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Knasterbart (50 Min.) -> www.knasterbart.de
Das zur Zeit wohl außergewöhnlichste Projekt der Mittelalter-Folk-Szene kommt aus dem norddeutschen Raum zwischen Bremen und Osnabrück und hatte heute ihr Debüt in München. Beide Front-Männer sind den Münchnern aber durch ihre beiden „Hauptprojekte“ Versengold und Mr. Hurley & die Pulveraffen inzwischen durchaus gut bekannt. Und wenn sich zwei so geniale Köpfe zusammenschließen und die Gossen-Bande Knasterbart entstehen lassen, so sind die Vorschusslorbeeren riesig. Was das Backstage dann aber erlebte war unbeschreiblich, der Saal kochte förmlich. Und auch die Besucher, die noch nie was von Hotze und Fummel-Fips Knasterbart gehört hatten, waren sich hinterher einig, hier einen der Höhepunkte des Tages gesehen zu haben. Für sehr viele war der fast 1-stündige Auftritt der bunten, quirligen und verrückten Truppe sogar DAS Highlight des Festivals. Als Fan der ersten Stunde (ja, ich war bereits beim allerersten Gig im Mai 2013 dabei) kam ich aus dem Grinsen gar nicht mehr raus und hoffe nun, Knasterbart bald mal auf Headliner-Tour im Süden zu erleben.
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Folk Stone (50Min.) -> www.folkstone.it
Bereits zum 3. Mal bei einem Tanzt! waren die italienischen Nachbarn von Folk Stone. Die aus Bergamo stammende Folk-Metal-Band steht mit 9 Musikern und vielen Rock- und Mittelalter-Instrumenten auf der zum Glück recht großen Bühne – sonst wäre es eng geworden. Musikalisch erinnern sie mich an die frühen Jahre von In Extremo, allerdings sind die mittelalterlichen und folkloristischen Einflüsse bei den Italienern deutlich stärker.
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Vroudenspil (70 Min.) -> www.vroudenspil.de
Das Tanzt! und Vroudenspil sind eine feste Einheit, waren die oberbayerischen Freibeuter doch bei allen 9 Auflagen des Festivals dabei um neue Crew-Mitglieder zu anzuheuern. Und doch war der diesjährige Auftritt etwas ganz besonderes, er war lange als CD-Release-Gig angekündigt. Lediglich eine Woche zuvor wurde die neue Scheibe „Fauler Zauber“ geboren und somit der 2-Jahres-Rhythmus wieder eingehalten. Dem Anlass entsprechend gönnten sich die Musiker auch neue Bühnen-Outfits, etwas ungewohnt aber sehr chick 🙂
Von den neuen Songs möchte ich vor allem „Püppchen“ und „Rebellion“ herausheben, die einfach Lust auf Tanzen und Hüpfen machen. Nur leider müssen für neue Songs aber auch ältere von der Setliste gestrichen werden und so fiel mein Lieblingslied „Küss mich“ dem Rotstrich zum Opfer…. :/
Eluveitie (90 Min.)
Der Headliner aus der Schweiz mit einer tollen Mischung aus hartem gröhligem Metal und sanften Folk/Pagan-Klängen.
Im Nachhinein betrachtet sollte dies für viele von uns der letzte Auftritt in der alten Besetzung sein, da nur wenige Monate später 3 Mitglieder die Band verließen. Man darf gespannt sein, wie es mit Eluveitie weiter geht.
Aber irgendwann ist auch das schönste Festival vorbei, gegen 0:30 gingen die Bühnen-Lichter aus.